Besonderheiten von Indigo-Färbungen

UPDATE Dezember 2021:
Es freut ich sehr, dass meine Information zu Indigo-Färbungen so häufig verlinkt wird.
Die folgenden Informationen beziehen sich ausschließlich auf traditionelle Färbungen mit Indigo – also sog. Küpenfärbungen!

Wenn Sie einen Blau-Abrieb an einer industriellen Färbung oder an einer Handfärbung mit Säurefarben haben – beides Produkte, die es bei Alte Künste NICHT gibt – dann hat das NICHTS mit dem hier beschriebenen Indigo-Abrieb zu tun!
Entsprechend gelten die unten stehenden Aussagen auch NICHT für Ihr Problem mit Industrie- und Säurefärbungen.


Indigo gehört zu den ältesten und auch edelsten Färbemethoden überhaupt. Und es gibt ein paar Besonderheiten von Indigo-Färbungen, die wir in Deutschland – gewöhnt an chemische Farben – kaum mehr kennen. Schon im europäischen Ausland sieht das anders aus, dort ist die Thematik weitaus bekannter.
Worum geht es:

Indigo kann unter starker mechanischer Beanspruchung einen Blau-Abrieb geben – das ist KEIN Färbefehler, vielmehr ein klares Anzeichen, dass es tatsächlich eine traditionelle Indigo-Färbung ist und nicht einfach eine moderne blaue Farbe.

Das typische Indigo-Blau entsteht durch Oxidation des Farbstoffes auf der Wolle mit dem Luftsauerstoff, wenn die Wolle aus der Färbeküpe gezogen wird.

Der Indigo-Farbstoff lagert sich in der Indigo-Küpe an der Wolle an und sobald er mit Sauerstoff in Berühung kommt, schlägt die Farbe von grün auf blau um – daher auch der Satz: Sein blaues Wunder erleben, denn es wirkt wie Magie, wenn aus dem Grün wie durch Zauberhand ein Blau wird. Hier ein Foto dieses Momentes: unten sieht man noch die grünstichige Wolle direkt aus der Küpe kommen, oben ist sie schon hellblau oxidiert.

Im Gegensatz zu sonstigen Pflanzenfärbungen ist die Indigo-Färbung keine chemische Verbindung des Farbstoffes mit der Wolle, sondern eine physikalische: das Indigo lagert sich physikalisch an der Wolle an und geht keine chemische Verbindung mit der Wolle ein.

 Daher kann es unter starker mechanischer Beanspruchung zum sogenannten Blau-Abrieb kommen. Dabei lösen sich einzelne Farbpartikel, die nicht so fest anhaften wie der Rest, von der Oberfläche. Viele kennen das noch aus der Zeit als Jeans immer mit Indigo gefärbt wurden und man beim ersten Tragen einen Blau-Abrieb an den Händen oder Beinen hatte. Eben ein Zeichen, dass man eine mit Indigo gefärbte Jeans trug und keine andere blaue Hose.

Die mechanische Belastung einer Jeans ist natürlich weitaus größer als die Belastung von Wolle beim Stricken. Trotzdem kann es bei Indigo-gefärbter Wolle tatsächlich zu einem Blau-Abrieb auf Finger und Holz- oder Bambusnadeln kommen. Die Farbe geht beim Händewaschen problemlos von den Fingern wieder ab. Beim fertigen Strickstück kommt es dann zu keinem Blau-Abrieb mehr!

Wir haben das bis zum Extrem ausgetestet: Socken aus Indigo-gefärbter Wolle den ganzen Tag über belastet in Sicherheitsschuhen – und nichts! Keine Verfärbung. Kein Blau-Abrieb. Wie erwartet!

Hier entlang zu den allgemeinen Pflegehinweisen für pflanzengefärbte Wolle.

Nach oben scrollen